Mohnblüte

Text: Victoria Emanuel
Fotos: Addi - creare imagos, Werner Kirchhoff

Erschienen auch bei Motorrad & Reisen im Heft 104.

Kurzausflug nach Rügen zum Sommerbeginn

Wunderschöne rote Felder soweit das Auge reicht. Sie läuten jedes Jahr den Sommer ein und bieten ein zauberhaftes Naturschauspiel. Schon allein um dieses zu bewundern lohnt sich ein Motorradausflug.

Auch wenn die Mohnblumen von Mai bis Juli blühen, ist Eile geboten. Denn jede einzelne von Ihnen blüht gerade einmal zwei bis drei Tage. So kann es sein, dass man gestern noch ein dichtes Feld gesehen hat und ein paar Tage später schon wieder andere Pflanzen das Bild dominieren.
Neben wenigen großen Feldern, auf denen man die Blumen zahlreich findet, sind sie vor allem an den Rändern von Getreidefeldern zu entdecken.
Früher wurde aus den Blütenblättern rote Tinte hergestellt und auch heute wird in Nordafrika daraus teilweise noch Schminke gemacht. Um diese wunderschöne Wildblume zu ehren, wurde sie im Jahr 2017 zu Deutschlands Blume des Jahres gekürt. Bei einer gemütlichen Tour über Deutschlands größte Insel lässt sich dieser Anblick, neben dem immer wiederkehrenden Blick auf die Ostsee, besonders gut genießen. Die schönen, leicht geschwungenen Straßen, die verträumten und beliebten Alleen bringen ohnehin Fahrspaß pur. Dazu noch der Blick auf die leuchtend, roten Blumen – einfach herrlich. Diesen wunderschönen Anblick nimmt auch Werner, der Initiator des BASECAMP OSTSEE TOURERs, jedes Jahr zum Anlass für zahlreiche Ausfahrten ins Stralsunder Umland und besonders auf die Insel Rügen, die von seinem Hotel zur Post in der Stralsunder Altstadt nur einen Katzensprung entfernt ist.

Road Book

Stralsund - Poseritz - Schabernack - Garz - Samtens - Rambin - Stralsund

Mohnblüte auf Rügen

Auch in diesem Jahr, die Mohnblüte hat schon begonnen, will er wieder eine solche Tour unternehmen – ganz spontan, denn das Wetter ist bestens für eine kurze Ausfahrt geeignet. Addi, der Fotograf, der ihn schon auf vielen Touren begleitet hat, kann so kurzfristig leider nicht mitfahren. Schade, hat er doch vor allem im letzten Jahr bei einer Insel-Ausfahrt nach Bergen für die perfekten Mohnblütenfotos gesorgt. Stattdessen nimmt Werner zwei Gäste mit auf Tour.
Einen davon, Jürgen, kennt er bereits. Nur ein paar Wochen zuvor, hat er ihn im Ristorante "Del Mare" in Baabe kennengelernt. Als Werner erzählt, dass er zur Mohnblüte auf die Insel fahren möchte, schließen er und sein Freund Erwin sich kurzerhand an.
Da es ein kurzer, gemütlicher mittäglicher Abstecher werden soll, wird eine Route durch den Süden der Insel gewählt, da diese Gegend zum größten Teil von der Landwirtschaft geprägt ist und dort weite Felder, Wälder, Seen und kleine urige Dörfer das Bild bestimmen.
Und noch einen Vorteil bietet diese Strecke: im stillen Hinterland, am Strelasund sowie auf und entlang der Halbinsel Zudar, sind nur wenige Touristen unterwegs. Das gibt Motorradfahrern die Möglichkeit sich größtenteils ohne Stau fortzubewegen und ungestört kleinere Straßen und Feldwege zu nutzen. Für die beiden Harleys sind die Platten- und Feldwege auf Rügen eher unbekanntes Terrain, aber ihre Fahrer werden diese Teile der Strecke später bravourös meistern.
Auf die Insel geht es über die Rügenbrücke und die Deutsche Alleenstraße. Anschließend führt die Strecke parallel des Strelasunds. Die ersten Mohnfelder lassen in dieser natürlichen Umgebung nicht lange auf sich warten. Jürgen und Erwin sind sichtlich erfreut darüber, dass die Mohnblumen sie schon so früh auf ihrem Weg begleiten und posieren bereitwillig für ein paar Fotos. Die Fahrer haben Glück, entlang ihrer gesamten Strecke werden sie von der erhofften und mitunter von Kornblüten gespickten Blütenpracht begleitet.

Rügens ruhiger Süden

Doch natürlich soll es bei der Tour nicht ausschließlich um die Blumen gehen. Deswegen zeigt Werner seinen beiden Gästen auch die Puddeminer und Schoritzer Wiek. Weiter geht es von hier aus in Richtung Garz. Dabei kommen sie am Ernst-Moritz-Arndt Haus vorbei und durchfahren auf typisch engen Plattenstraßen die Mini-Ortschaft Schabernack an dessen Ortsschild sie einen Fotostopp einlegen. Auf dem Rückweg machen die drei in der „Molkerei Rügener Inselfrische“ in Poseritz Halt und entspannen auf deren Terrasse bei einem Kaffee und frischen Quark- und Joghurtspeisen – es muss nicht immer Kuchen sein.
Zurück im Hotel versendet Werner gleich die gemachten Fotos und stellt nur kurze Zeit später fest, dass sowohl Jürgen als auch Erwin, ihre Whats-App-Profilbilder geändert haben und darauf nun vor einem schönen Mohnfeld posieren.
Bei ihrer Abreise zwei Tage später, bedanken sich die beiden Harley-Fahrer noch einmal herzlich und versichern, definitv wieder nach Stralsund zu kommen und sich dann einem der von Werner angepriesenen, spontanen Ausflüge nach Mukran zum Sonnenaufgang anzuschließen.