Das Gold der Ostsee

Text: Victoria Kuhn, Werner Kirchhoff
Fotos: ADDI creare-imagos

Erschienen auch bei Motorrad & Reisen im Heft 95.

 

Entlang der Küste bis nach Polen

Warum in die Ferne schweifen, wenn das „Gold“ liegt so nah?
Das BASECAMP OSTSTEE TOURER hat sich in den vergangenen Jahren insbesondere durch seine großen Deutschlandtouren mit Jürgen Grieschat („Juri“) und den Alpentouren mit „Fuzzy“ in Sachen Motorradreisen einen Namen gemacht.

Als nun die Reiseplanung für das Jahr 2020 anstand, ging es um die Frage: Wohin soll dieses Mal die einwöchige September-Tour führen? Da erinnerte ich mich an ein Gespräch mit meiner Assistentin Victoria aus dem Frühjahr. Wir hatten gerade die Planung zu unserer großen Ostseeküsten-Scouting-Tour begonnen, da schlug sie vor, dass wir in Zukunft doch auch einmal die polnische Ostseeküste mit in unser Programm aufnehmen könnten. Mit der fast schon grenznahen Lage Stralsunds wären wir geradezu prädestiniert dafür, die östlich von Norddeutschland gelegenen Länder zu erfahren. Und nach unserem Besuch in der „Natur-Schatzkammer Edelstein- & Bernsteinzentrum“ auf unserer „East goes West“-Tour (M&R Heft 89) sowie den Erzählungen unseres Osteuropa-Spezialisten Juri lockt mich nicht zuletzt auch die Geschichte des Bernsteins zum polnischen Nachbarn.
Gesagt – getan: Eine Polentour wird für 2020 in die Reiseplanung aufgenommen! Dies macht natürlich ein dafür spezielles Scouting unabdingbar und so macht sich alsbald eine kleine Dreiergruppe auf „die Suche nach dem Gold der Ostsee“ in Richtung Kolberg. Diese besteht aus mir, Werner, Addi als Fotografen und unserem Freund Kasi als gutem Kenner dieser Region, nicht zuletzt seiner dortigen Herkunft geschuldet.

Road Book

Hinweg nach Kolberg
Stralsund - Greifswald - Wieck - Eldena - Wolgast - Koserow - Bansin - Heringsdorf - Ahlbeck - Swinemünde - Insel Wollin - Karsibór - Neuwarp - Misdroy - Wapnica - Rewal - Mrzežyno - Kolberg

Zwischen Kolberg und Köslin
Kolberg - Gaski - Mielno - M?cice - Tymien - Kolberg

Rückweg nach Stralsund
Kolberg - Mrzežyno - Rewal - Wapnica - Misdroy - Neuwarp - Karsibór- Swinemünde - Ahlbeck - Heringsdorf - Bansin - Koserow - Wolgast - Eldena - Wieck - Greifswald - Stralsund

Es ist Freitagmorgen, sieben Uhr. Addi und ich machen uns aus der MOTOBIKE-AREA des Altstadt Hotels
zur Post Stralsund auf den Weg, unseren Freund Kasi, der die Tour führen wird, am Stralsunder Hafen abzuholen. Begleitet von herrlichem Wetter und jetzt schon sehr warmen Temperaturen fahren wir gemeinsam los in Richtung Ost. Kasi auf seiner Harley-Davidson Fat Boy, ich auf meiner BMW F 800 GS Adventure und Addi im Begleitfahrzeug.

Universitäts- und Hansestadt Greifswald mit Wieck und Eldena

Es geht zunächst auf direktem Weg nach Greifswald. Am östlichen Ortsausgang der Hansestadt befindet sich die Wiecker Brücke. Die Holzklappbrücke nach holländischem Vorbild führt über den Fluss Ryck und ist somit die Verbindung zwischen den Greifswalder Ortsteilen Wieck und Eldena. Die Klappen der 1887 erbauten Brücke werden immer noch per Hand gezogen. Im Wiecker Fischerei- und Seglerhafen hat unter anderem das bekannte Segelschulschiff „Greif“ seinen Liegeplatz. Ebenfalls in der Nähe der Klappbrücke befinden sich die Bockwindmühle und die berühmte Klosterruine Eldena. Natürlich gäbe es auch im Zentrum von Greifswald einiges zu entdecken, beispielsweise den Marktplatz mit dem freistehenden Rathaus, das Theater Vorpommern oder den alles überragenden und die Stadtsilhouette prägenden Turm des Greifswalder Doms. Auch die Kirche St. Marien oder die „Dicke Marie“, wie die Greifswalder sie nennen, ist ein lohnenswertes Ziel und natürlich ist bei dieser Auflistung auch das Pommersche Landesmuseum nicht zu vergessen, in dem unter anderem einige Werke des Romantikers Caspar David Friedrich zu sehen sind. All diese Sehenswürdigkeiten haben wir schon öfter auf unseren Touren über die Insel Usedom besucht und können sie nur bestens empfehlen. Wir fahren weiter zur vorläufig letzten Station auf dem Festland – nach Wolgast, welches wir schon nach nur einer Stunde erreichen. Wie wir wissen, „zieht die Brücke“, das „Blaue Wunder“, erst um 12.45 Uhr, zudem sind aufgrund der frühen Uhrzeit auch noch nicht sehr viele Urlauber unterwegs. So gelangen wir zügig auf die Insel Usedom. Nach Rügen ist Usedom die zweitgrößte deutsche Insel, die sich auch gerne als Deutschlands Sonneninsel präsentiert.

Über die deutsch-polnische Grenze auf Usedom

In Koserow machen wir unseren ersten Kaffeestopp bei unserem Freund Eggi an der Snackbar 58 und genießen von dort den Weitblick auf die Ostsee, genauer die Pommersche Bucht.
Das Seebad Koserow liegt übrigens sowohl an der Ostsee als auch am Achterwasser, in direkter Nähe zur schmalsten Stelle der Insel. Weiter geht es, immer parallel zu dem wunderschönen Sandstrand entlang der Kaiserbäder Bansin, Heringsdorf und Ahlbeck.
Die drei Seebäder standen schon zur Kaiserzeit des ausgehenden 19. Jahrhunderts für die Besonderheit des Badeurlaubs. Es sind insbesondere die langen, breiten und feinkörnigen Sandstrände dieser drei Orte, die von Bansin über das zentral gelegene Heringsdorf bis nach Ahlbeck reichen, die mit den an der Promenade liegenden Villen den Charakter dieses Küstenabschnittes prägen.
Dieser lange und breite Sandstrand führt durchgängig bis ins polnische Swinemünde. So ist die Grenze schon bald erreicht. Die polnische Seite der Insel Usedom ist geprägt von Swinemünde, welches wir heute lediglich durchfahren. Auf dem Rückweg werden wir hier mehr Zeit verbringen.
Jetzt führt uns der Weg südlich aus der Stadt heraus durch ein Waldgebiet zu der Fähre, mit der wir auf die benachbarte Insel Wollin übersetzen. Am Hafen von Swinemünde legt ebenfalls eine Fähre ab, aber wie uns Kasi sagt, ist diese nur für Einheimische. Spätestens 2022 soll ein Tunnel beide Inseln miteinander verbinden. Direkt nach dem Anlegen der Fähre biegen wir nach Karsibór ab. Die kleine Insel im Stettiner Haff ist nur 14 km² groß und die gleichnamige Ortschaft hat gerade mal 1.200 Einwohner. Sie ist in den letzten Jahren zu einem immer beliebteren Urlaubsziel, vor allem für Wassersportler, Segler und Wanderer geworden. Im Norden der Insel befindet sich das Vogelschutzgebiet „Karsiborska Kepa“. Auf dem 180 ha großen Gebiet leben etwa 140 Vogelarten.
Die Brücke, welche die Inseln Wollin und Karsibór miteinander verbindet, besteht erst seit 1966.

Von Misdroy über Rewal bis Kolberg

Immer am Kanal entlang erreichen wir schon nach kurzer Zeit die südlichste Spitze dieser Insel. Von hier aus blickt man nicht nur auf die gegenüberliegende bewaldete Landzunge der Insel Usedom, sondern auch auf Neuwarp auf der anderen Seite des Stettiner Haffs. Sehr lange halten wir uns hier nicht auf.
Es geht zurück über die Brücke nach Wollin. Durch ein Waldgebiet fahren wir in Richtung Misdroy, biegen aber kurz vorher ab und fahren wieder in südliche Richtung zur Marina von Wapnica. Hier machen wir erneut eine kleine Pause und genießen das schöne Wetter. Auf dem Weg zurück nach Misdroy kommen wir am „Bunker Mini Muzeum“ vorbei. Auf dieser Anlage wurde während des Dritten Reichs die V3 getestet. Die Versuchsanlage ist heute noch teilweise erhalten. Das Museum selbst befindet sich im ehemaligen Munitionsbunker. Da es Sommer ist, hat das privat betriebene Museum geöffnet und wir nehmen uns kurz Zeit, dieses zu besuchen. Schon geht es wieder auf die Motorräder, der nächste Stopp ruft. Misdroy ist erreicht und wir fahren durch bis zur Seebrücke. Hier lockt der besonders feinkörnige Sandstrand.
Unser Guide und ich lassen es uns nicht nehmen, ein paar Minuten darüber zu schlendern, während Addi Fotos auf und von der 395 Meter langen Seebrücke macht.
In der Nähe der Strandpromenade liegt der polnische „Walk of Fame“, auf dem sich berühmte polnische Schauspieler mit ihren Handabdrücken verewigt haben. Östlich von Misdroy befinden sich der Kaffeeberg, ein sehr beliebter Aussichtspunkt, und das Wisentgehege, dessen Zuchtstation eine enge
Verbindung zu denen auf Usedom und dem Damerower Werder hat.
Auf der anschließenden Weiterfahrt, bei Rewal, soll Addi noch ein paar Gleitschirmflieger vor die Linse bekommen. Diese entdecken wir von der Straße aus, drehen bei und nehmen direkten Kurs auf die Steilküste. Was für eine wunderbare Kulisse mit den vor der Steilküste schwebenden bunten Gleitschirmen! Die Zufahrt zur Steilküste allerdings erweist sich als eine kleine Geländeherausforderung. Ich auf meiner GS mit den guten Heidenauer-Reifen kann nur staunen, wie Kasi hier mit seiner Fat Boy dem doch nicht ganz untiefen Sand Herr wird. Überhaupt soll sich auch später zeigen, dass die Unterschiedlichkeit der Motorräder weniger von Bedeutung ist, als man dies vielleicht beim ersten Hinsehen vermuten mag. Entscheidend vielmehr ist, dass sich die Fahrer einig sind. Nach Rewal führt uns die Straße zunächst ein Stück von der Küste weg, bevor wir Mrzežyno erreichen und dort direkt bis an die Mole heranfahren. Hier machen wir kurz Rast. Ein rotes, recht alt anmutendes Boot läuft gerade ein und wir beobachten eine ganze Weile das Treiben zwischen den Leuchtfeuern. Nur kurze Zeit später erreichen wir Kolberg. Direkt am Ortseingang entschließen wir uns spontan, im Restaurant „Grill House Wich?acz“ zu Abend zu essen. Nach der Stärkung ist es nicht mehr weit bis zu unserem Hotel. Die Motorräder können wir hier gut und sicher in der Tiefgarage abstellen, bevor ich an meinem Moped noch kurz das übliche Prozedere der „Kettenölung“ durchführe. Addi ist etwas traurig darüber, dass Kasi und ich nach dem langen Tag nun doch so k.o. sind und ihn nicht mehr in den großen Club unter dem Hotel begleiten.

Zwischen Kolberg und Köslin

Es ist Samstag und wir starten nach einem ausgiebigen und entspannten Frühstück erst kurz nach 10 Uhr. Das Wetter ist wieder bestens und schon jetzt ist es sehr heiß. Zunächst lotst uns Kasi zu einer Verkaufsbude für ausgemusterte Wehrtechnik, wie beispielsweise Panzer. Dort drehen wir im Schotter einige kurze Runden vor den mächtigen Stahlkolossen, vor denen wir uns selbst natürlich eher recht klein vorkommen.
Dann geht es wieder, immer so nah wie möglich am Wasser entlang, weiter. Dabei passieren wir einen Westernpark und lassen es uns nicht nehmen, im davorliegenden Sand einige Runden offroad hinzulegen. Übrigens am Rand sei hier erwähnt, dass die Straßen sonst, wie überall in Polen, ganz passabel zu befahren sind, soweit nicht von uns selbst gewollt, wie gerade heute Morgen, kleinere Nebenstrecken der Abenteuerlust gehorchend gefahren werden.
Am See Jamno machen wir später unsere Mittagspause und überlegen, ob wir noch weiter nach Danzig fahren sollen. Die Strecke jedoch erweist sich als zu weit, zumal bei diesen Temperaturen. Der Boden flimmert quasi. Danzig ist aber natürlich auf jeden Fall einen Besuch wert und steht für unsere Reise 2020 auf der Agenda. Die ehemalige Hansestadt besitzt noch heute den wichtigsten Seehafen Polens.
Die Gegend rund um die Stadt ist bekannt für ihr Bernsteinvorkommen. Etwas südlicher unseres Hinwegs zum See Jamno führt uns Kasi über Köslin wieder zurück nach Kolberg. Da wir heute nur eine relativ kurze Spritztour gemacht haben, sind wir schon am frühen Nachmittag zurück im Hotel. Kasi und ich lassen es uns nicht nehmen, das herrliche Wetter am Strand zu genießen - natürlich ohne dort nach Bernstein zu suchen.

Am Strand von Kolberg

An solchen flachen Sandstränden noch dazu mit so vielen Touristen, findet man keine Bernsteine, wie wir von unseren Besuchen in der Natur-Schatzkammer Edelstein- & Bernsteinzentrum und im Deutschen Bernsteinmuseum in Ribnitz-Damgarten wissen. Dort wurde uns bestätigt, dass Bernstein kaum an flachen Stränden und ruhigen Gewässern zu finden ist. Wenn man das berühmte „Gold der Ostsee“ finden will, begibt man sich am besten an eine Steilküste, kurz nach einem Sturm. Je weiter man sich dabei nach Osten begibt, desto wahrscheinlicher wird ein Fund. In Polen gilt die Region zwischen Leba und der Insel Hel als das größte Bernsteingebiet, welches wir bei unserer Tour 2020 natürlich nicht auslassen werden. So lange Kasi und ich das Strandleben genießen, macht sich Addi mit seiner Foto-Ausrüstung auf den Weg die Promenade entlang bis zum Leuchtturm, eines der Wahrzeichen Kolbergs. Früher stand hier einmal eine Festung zur Verteidigung des Hafens.
Nach dem Erklimmen der Stufen hat er einen tollen Ausblick über die Stadt und entdeckt auch gleich einen nicht weit entfernten Kletterpark. Natürlich zieht es Addi nach der Besichtigung des Leuchtturms auch hinaus auf die 220 Meter lange Seebrücke, von der aus er ein paar Aufnahmen vom Strand und der Stadt machen kann. Hier, am Strand und auf der Promenade, ist auf jeden Fall deutlich der Einfluss des Tourismus zu spüren. Viele Bars und Kneipen sowie Verkaufsstände und kleinere Buden wenden sich mit ihrem üppigen Angebot an die Badegäste. Was aber wohl eher weniger Urlauber wissen: Kolberg ist Sol- und Kurbad. Die vielen Sehenswürdigkeiten, die Kolberg über das von uns Gesehene hinaus zu bieten hat, heben wir uns für die Tour im nächsten Jahr auf. Alles in allem kann ich spätestens jetzt gut nachvollziehen, warum es auch immer mehr Deutsche in ihrem Urlaub an die polnische Ostseeküste zieht.

Shopping und Dinner in Kolberg

Addi ist von seiner Fototour zurück und erinnert mich daran, dass ich doch noch einkaufen gehen wollte. Leider habe ich nämlich in der Hektik unseres Aufbruchs am Tag zuvor eine meiner beiden Taschen zu Hause stehen lassen. So machen wir uns auf den Weg zur Galeria Hosso, einem  Einkaufscenter, das zum Glück bis 21 Uhr geöffnet hat. Hier werde ich schnell und gut fündig und Addi muss mich bremsen, nicht aufgrund der für uns so günstigen Preise und guter Qualität in einen kleinen
„Kaufrausch“ zu verfallen. Nun haben wir aber alle Hunger und kommen tatsächlich zu so später Stunde noch in den Genuss eines leckeren Abendessens. Wir essen im unweit entfernten Restaurant Domek Kata.

Heimreise zwischen Küste und polnischem Hinterland

Es ist Sonntag und das bedeutet, unser kleiner Polenausflug ist schon wieder fast vorbei. Nach einem exzellenten Frühstück starten wir um 10 Uhr unsere Heimreise. Wieder fahren wir zunächst südlich der Hinstrecke und gelangen so zügig, mit nur einer kleineren Pause, zur Fähre, die uns zurück nach Swinemünde bringt.
Da wir dieser wunderschönen Stadt auf unserer Hinreise kaum Beachtung schenken konnten, holen wir das jetzt nach. Eigentlich könnte man hier locker mehr als nur einen ganzen Tag verbringen. Swinemünde ist mit einer Fläche von etwa 197 Quadratkilometern und etwa 40.000 Einwohnern die größte Stadt der Insel Usedom. Laut einer Sage erhielt sie ihren Namen dank eines Schweinekopfes. Diesen legten die Menschen in das immer breiter werdende Wasser, welches sich seinen Weg zwischen den einst zusammengehörenden Inseln Usedom und Wollin bahnte, als diese begannen auseinanderzudriften, um dieses besser überqueren zu können. So erhielt zunächst das Gewässer den Namen „Swine“ und, als dann später eine Stadt an diesem Fluss entstand, taufte man sie „Swinemünde“. Nicht zu übersehen ist der Swinemünder Leuchtturm – mit über 60 Metern der höchste Leuchtturm der Ostseeküste. Er befindet sich allerdings auf der Insel Wollin, von der wir ja gerade kommen. Auf der Westmole befindet sich eines der beliebtesten Fotomotive und gleichzeitig das Wahrzeichen des Hafens: die weiße Mühlenbake aus dem Jahr 1874. Auch wir schlendern auf die Westmole hinaus und blicken von dort aus Richtung Westen, entlang des breiten und feinkörnigen Sandstrandes und der längsten Strandpromenade Europas. Ebenso lassen wir es uns nicht nehmen, am Strand für eine längere Pause mit ordentlichem Badespaß zu verweilen.
Unsere Motorräder nebst Begleitfahrzeug stehen währenddessen gut geparkt nicht weit von der Promenade entfernt. Übrigens sei an dieser Stelle erwähnt, dass wir uns um die Sicherheit unserer Fahrzeuge zu keiner Zeit unseres Polenbesuchs große Sorgen gemacht haben, wobei wir natürlich immer darauf bedacht waren, diese auch nicht gerade willkürlich abzustellen.

Frischer Fisch, je nach Anlandung

Nach dem Grenzübertritt wollten wir eigentlich zunächst über die Zecheriner Brücke wieder auf das Festland gelangen, doch dann möchte uns Kasi unbedingt noch den Standort seines Fischhändlers bei Wolgast zeigen. Also fahren wir wie auf dem Hinweg über die Insel und nehmen die Wolgaster Brücke zurück aufs Festland.
Erwartungsgemäß sind heute aber sehr viele Urlauber unterwegs und wir haben dummerweise tatsächlich den „Brückenzug“ erwischt. Entsprechend treffen wir auf eine lange Fahrzeugschlange. Wir beide mit unseren Motorrädern fahren vorsichtig an den Autos vorbei, Addi jedoch muss sich mit dem Transporter natürlich hinten anstellen. In Wolgast nutzen wir die Chance auf eine Pause und warten dort auf ihn.
Dann geht es weiter nach Hohendorf zum Fischhändler Birnbaum & Kruse, der nur etwa 15 Minuten Fahrt südlich vom Fischereihafen Freest liegt. Dieser ist Heimathafen der Fischereigenossenschaft Peenemündung Freest e.G bzw. deren größter Fangflotte. Nicht nur deshalb haben wir diesen Ort schon oft auf unseren Touren über die Insel Usedom besucht. Gerne gönnen wir nämlich unseren Gästen von hier auch den Blick hinüber auf das HTM Peenemünde sowie über die freie Ostsee bis auf die Insel Rügen.
Hinter dem Namen Birnbaum & Kruse versteckt sich nun, vielleicht schon allein aufgrund der eben beschriebenen Lage, in der Tat ein in unserer Region für guten Fisch bekannter Händler.
Von ihm wird auch der Fischkutter Milan beliefert, der so wiederum seine Fischbrötchen mit dem Prädikat Royal offerieren kann. Auch wir ordern dort inzwischen oft und gerne für unser Hotel das je nach Anlandung ständig wechselnde Frischeangebot.
Als letzten Programmpunkt lassen wir uns auf unserer Heimroute den Besuch eines der Rohrlager für die Gasleitung Nord Stream 2 von Gasprom nicht entgehen. Sehr imposant ist die Ansicht der gigantisch großen Rohre, vor denen wir einige Runden drehen, damit Addi die Größenverhältnisse im Bild festhalten kann.
Gegen 20 Uhr kommen wir geschafft, aber zufrieden in der MOTOBIKE-AREA unseres Hotels in Stralsund an. Beim Stiefelbier bedanken wir uns bei unserem guten Guide für die ausgezeichnete Führung und lassen unseren langen Wochenendausflug noch mal kurz Revue passieren, bevor wir uns danach zu einem kleinen Abschlussessen am Hafen entscheiden.
Nach dieser Tour steht jetzt schon fest: Es war die richtige Entscheidung, eine Polentour in unser Programm aufzunehmen. Denn wir haben tatsächlich das „Gold der Ostsee“ entdeckt.
Aber wir haben doch gar keinen Bernstein gefunden – und auch nicht wirklich danach gesucht. Das ist richtig! Dennoch haben wir es gefunden. Nicht in Form von getrocknetem Harz am Strand, sondern in und mit den Stränden selbst. Sie sind die wahren Schätze der Ostsee und somit war für uns auch schnell der Titel dieser Reise klar. Um mich weiter mit diesem schönen Land vertraut zu machen, werde ich mich nur einige Monate später einer Tour unseres guten Freundes Jürgen Grieschat, dem ausgemachten Osteuropa-Experten, anschließen, welchen ich schon jetzt nicht nur wieder als fachkundigen Guide für die „Start of Season 4.0 – 2020“ des BASECAMPs OSTSEE TOURER, sondern auch für die dann im September stattfindende Polen-Tour gewinnen konnte. Als Termin für diese einwöchige Tour von Stralsund bis ins Dreiländereck zwischen Litauen, Russland und Polen steht der 12. - 20. September 2020 fest.